Forschung/Evaluation

Wie Menschen ihre politische Selbstwirksamkeit wahrnehmen

Wie schätzen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund ihre politische Selbstwirksamkeit ein? Inwieweit denken diese beiden Gruppen, dass sie selbst Politik verstehen, und inwiefern meinen Sie, dass die Politik auf die politischen Interessen der Bevölkerung eingeht? Diesen Fragen geht der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration durch die Auswertung einer repräsentativen Umfrage nach, bei der mehr als 9.000 Personen mit und ohne Migrationshintergrund befragt wurden.

Ein wichtiger Anhaltspunkt für die Bereitschaft zu politischer Beteiligung ist, wie Menschen ihre politische Selbstwirksamkeit (political efficacy) einschätzen. (…) Wenn Menschen der Meinung sind, dass sie politische Inhalte nicht nachvollziehen können oder dass den politischen Vertreterinnen und Vertretern die Belange der Bevölkerung gleichgültig sind, werden sie demokratische Prozesse und auch die entsprechenden Institutionen – z. B. Wahlen oder Parteien – mit höherer Wahrscheinlichkeit kritisch sehen.

Die Ergebnisse in Kürze:

– Die meisten Menschen in Deutschland meinen, die Politik reagiere nicht auf die Interessen der gesamten Bevölkerung. Menschen ohne Migrationshintergrund haben dieses Gefühl häufiger als Menschen mit Migrationshintergrund.
– Menschen aus Einwandererfamilien glauben etwas seltener, dass sie politische Inhalte verstehen. Sie trauen sich auch weniger zu, darüber zu diskutieren. Menschen verschiedener Herkunftsgruppen bewerten diese Fähigkeiten jedoch zum Teil unterschiedlich.
– Die Einschätzung der eigenen politischen Handlungsfähigkeiten hängt in erster Linie mit der Bildung zusammen. Das gilt für Menschen mit wie ohne Migrationshintergrund. Hochgebildete aus Einwandererfamilien meinen jedoch etwas seltener als solche ohne Migrationshintergrund, dass sie politische Inhalte verstehen, und trauen sich seltener zu, an politischen Gesprächen teilzunehmen.
– Frauen bewerten ihre politischen Handlungsfähigkeiten insgesamt verhaltener als Männer. Bei den Menschen mit Migrationshintergrund ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern noch etwas größer.
– Die Einschätzungen zur politischen Selbstwirksamkeit gleichen sich im Laufe der Zeit an: Wenn Zugewanderte länger in Deutschland leben, bewerten sie sie ähnlich wie Menschen ohne Migrationshintergrund.

Ein Interview mit der Studienleiterin gibt es hier: https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/demokratie-in-deutschland-mehrheit-fuehlt-sich-nicht-vertreten-a-1262021.html

Download der Studie hier: https://www.svr-migration.de/wp-content/uploads/2019/04/SVR-FB_Politische_Selbstwirksamkeit.pdf