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Forschung/EvaluationKommunales

Sozialstrukturelle Daten und Voraussetzungen für politische Partizipation auf kommunaler Ebene in NRW

Was sind die zentralen Erklärungsmuster für kommunales Engagement in Nordrhein-Westfalen? Welche Bevölkerungsgruppen partizipieren in welchem Ausmaß an den unterschiedlichen Beteiligungsformen? Worin ist der jeweils unterschiedliche Partizipationsgrad begründet? Wie muss eine Engagement- und Bildungsbiographie, d.h. eine Lebensverlaufsperspektive, gestaltet sein, damit Menschen (wieder) partizipieren können? Diesen und weiteren Fragen gehen Hans J. Lietzmann, Volker Mittendorf, André Schmale und Christian Martin in einem Gutachten für die Enquetekommission „Subsidiarität und Partizipation“ des NRW-Landtags nach.

Betrachtet man die faktische Teilnahme an verschiedenen Partizipationsmöglichkeiten im Spiegel der Forschungsliteratur, so zeigt sich als gesicherte Erkenntnis die Verzerrung der Beteiligung zu Gunsten von Bevölkerungsgruppen mit mittlerem bis höherem sozio-ökonomischem Status. Vor allem die Forschungen in der Nachfolge von Verba/Nie, und hier besonders die Arbeiten von Armin Schäfer, dokumentieren, dass sich ganz generell die Bevölkerungsgruppen mit höherem Bildungsniveau und mit mittleren bis höheren Einkommen verstärkt an Wahlen beteiligen.
Der Effekt zu Gunsten dieser Bevölkerungsgruppen ist daneben auch bei selbstselektiven Beteiligungsmöglichkeiten wie etwa Bürgerbegehren, Bürgerinitiativen, Demonstrationen, Bürgerversammlungen, Bürgerforen in der Regel noch wesentlich stärker ausgeprägt als bei Wahlen. Darüber hinaus ist generell die politische Beteiligungsbereitschaft bei Männern stärker ausgeprägt als bei Frauen. Und bezüglich der Altersverteilung ergibt ein genauer Blick, dass sich die Beteiligungsbereitschaft im Lebenszyklus von Menschen verändert: So kommt es gerade bei Wahlen nach einem ersten Höhepunkt beim Erreichen des Wahlalters zunächst zu einem starken Sinken der Beteiligung, die mit dem Eintritt in den Beruf vom dritten bis sechsten Lebensjahrzehnt ansteigt; sie erreicht eine Hochphase mit dem Renteneintrittsalter und nimmt danach wieder stetig ab.

Download des Gutachtens: https://landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMI17-209.pdf