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Forschung/Evaluation

Partizipation in Kitas in Zeiten von Corona

Wie wirken sich langanhaltende Kitaschließungen aufgrund der Corona-Pandemie auf Partizipation in Kindertageseinrichtungen aus? Dieser Frage gehen Benedikt Sturzenhecker, Raingard Knauer und Rüdiger Hansen in einem Blogbeitrag nach.

Aufgrund der Schließungen konnten insbesondere Kinder noch weniger als vorher öffentlich ihre Meinung kundtun (siehe das Kinderrecht auf Äußerung und Beachtung der Meinung in der UN-Kinderrechtskonvention). Paragraph 8 des SGB VIII („Kinder und Jugendliche sind entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen sie betreffenden Entscheidungen der öffentlichen Jugendhilfe zu beteiligen“) stellt ja weitreichende Anforderungen an die Mitbestimmung von Kindern, die gerade in Bezug auf die Entscheidung über Grundstrukturen der Jugendhilfe selten eingelöst wurden. Solche Beteiligungsmängel machen sich auch jetzt schmerzhaft bemerkbar.
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Partizipation und Handlungsfähigkeit beginnen damit, gut informiert zu sein, was gerade geschieht, welche Rahmenbedingungen es gibt und welche Handlungsalternativen offenstehen. Deshalb halten wir es für zentral, dass den Kindern die strukturellen Bedingungen in der Kita einschließlich der Möglichkeiten und Grenzen, die diese mit sich bringen, visuell unterstützt offengelegt werden. Gleichzeitig sollten die Fachkräfte ihnen Angebote machen, ihre Erfahrungen aus der Schließungszeit zu thematisieren und ihre aktuellen Sorgen und Ängste, aber auch ihre Wünsche (nicht nur verbal) zu äußern und ggf. Wege zu suchen, damit aktiv umzugehen. Gegebenenfalls könnten die Meinungen der Kinder zur aktuellen Gestaltung des Kita-Lebens, aber auch des Lebens außerhalb der Kita veröffentlicht werden (zum Beispiel auf der Website der Kita oder in der lokalen Presse).
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Die Phase der physischen Distanzierung hat gezeigt, dass es unterschiedlicher Medien bedarf, die darin unterstützen können, soziale Distanzierung zu mindern. Deutlich geworden ist, dass die digitalen Medien hier einen wichtigen Beitrag leisten konnten, wenn sie denn zugänglich waren. Sie können ein Mittel für Kontakt auch in erzwungener Distanz sein, wenn auch keine Lösung. Sie können dazu beitragen, dass Kinder (und Eltern) eine Chance haben, ihre Stimme zu erheben und ihre Meinung kundzutun und ihren Wünschen Öffentlichkeit zu geben. Es wäre zu wünschen, dass die in der Corona-Distanz gemachten Erfahrungen mit den digitalen Medien dazu genutzt würden, diese auch in Zeiten, in denen wieder mehr körperliche Nähe möglich ist, als eine Möglichkeit der Kommunikation aufrecht zu erhalten bzw. auszubauen.

Ausführlicher hier: https://www.duvk.de/blog/partizipation-kitas-zeiten-von-corona/