Volksbegehren gegen Turbo-Abitur in NRW gescheitert
In Nordrhein-Westfalen ist ein am 5. Januar 2017 gestartetes Volksbegehren gegen das sogenannte Turbo-Abitur gescheitert, weil das nötige Unterschriftenquorum nicht erreicht wurde. Ziel des Volksbegehrens war, dass das Abitur wieder nach neun statt schon nach acht Gymnasialjahren abgelegt wird. Innerhalb eines Jahres hätten ca. 1,1 Millionen wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger unterschreiben müssen. Wenn die notwendige Zahl der Unterschriften zusammen gekommen wäre, hätte sich der Landtag mit dem Anliegen befassen müssen. Hätte der Landtag das Volksbegehren dann abgelehnt, wäre es zum Volksentscheid gekommen.
g9-jetzt-nrw.de. Elterninitiative für Kinderrechte zu ihrem Anliegen:
Wir fordern, dass Eltern und Kindern die Wahlfreiheit gegeben wird, an einem Gymnasium in ihrer Nähe das Abitur nach Klasse 13 ohne Pflicht zum Nachmittagsunterricht zu erreichen.
Seit dem Jahr 2005 wurde in Nordrhein-Westfalen die Schulzeit an Gymnasien (zum zweiten Mal nach 1936) auf 8 Jahre gekürzt. Dies ist das so genannte G8 oder Turbo-Abi nach Klasse 12.
Da die Zahl der sogenannten Jahreswochenstunden am Gymnasium deutschlandweit festgelegt ist (265), haben Schüler am G8-Gymnasium durchschnittlich 33,1 Stunden Unterricht in der Woche. Bis zum Jahr 2013 waren es beim Abitur nach 13 Jahren 29,4 Schulstunden. Damit hatten die Kinder in den Klassen 5 bis 10 im Allgemeinen sechs Stunden Unterricht am Tag, so dass sie gegen 13:20 Uhr die Schule verlassen konnten. Mit dem Turbo-Abi wurde außerdem die 7. Unterrichtsstunde verboten und durch eine 60-minütige Pause ersetzt, so dass der Unterricht an den meisten Gymnasien in der Klasse 6 an einem Tag und ab Klasse 7 an zwei Tagen in der Woche erst um 15:50 Uhr endet.
Bereits im Jahr 2012 zeigte eine repräsentative EMNID-Umfrage, dass 79 Prozent der Eltern eine Rückkehr des Gymnasiums zu G9 und eine Verringerung der Wochenstundenzahl wünschen.
Mehr dazu hier: https://www.g9-jetzt-nrw.de/
Am 11.12.2017 erklärten die Organisationen das Volksbegehren für gescheitert, weil nur rund 630.000 Unterschriften gesammelt werden konnten. (Quelle: https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/volksbegehren-abitur-100.html)
Die Organisatoren dazu:
Nach dem Regierungswechsel verfestigte sich in der Öffentlichkeit der Eindruck, G9 komme jetzt. Dadurch erlahmte der Einsatz der Eltern, die allein durch ihr privates Engagement beim Sammeln von Unterschriften das Quorum hätten erreichen können. Der Vergleich mit den beiden anderen Volksbegehren (Gebietsreform 1974 und Stop Koop 1978) zeigt, dass der personelle und organisatorische Aufwand für Privatpersonen ohne Unterstützung von Organisationen mit hauptamtlichen Mitarbeiten kaum zu schaffen ist.
Mehr dazu hier: https://www.g9-jetzt-nrw.de/presse/168-abschluss-des-volksbegehrens-abitur-nach-13-jahren-an-gymnasien-mehr-zeit-fuer-gute-bildung.html
Tatsächlich kehrte der Landtag NRW im Juli 2018 zu G9 zurück: https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2018-07/g9-modell-abitur-nordrhein-westfalen-rueckkehr