Mobilisierung zu politischer Partizipation durch das Internet
Tobias Escher beschäftigt sich in der Zeitschrift Analyse & Kritik mit der „Mobilisierungshypothese“, die von einer stärkeren politischen Partizipation aufgrund der Möglichkeiten des Internets ausgeht.
Sein Fazit:
Die Gesamtschau der bisherigen Studien zeigt, dass die Hoffnungen auf eine größere Mobilisierung und zunehmende soziale Gleichheit sich nicht erfüllt haben. Dennoch wäre es verfrüht, das Potential digitaler Technologie zur Mobilisierung abschließend einschätzen zu wollen, und insbesondere die Potentiale zur Einbeziehung bislang unterrepräsentierter Grupp en komplett zu verwerfen – zum einen, weil sich einige positive Effekte gerade auf Ebene der individuellen Motivation andeuten; zum anderen, weil es denkbar ist, dass sich diese und andere Effekte des Internets erst nach einer gewissen Zeit manifestieren.
Trotz der Vielfalt an Studien wird das Forschungsfeld Internet und politische Partizipation auch in Zukunft weiter wachsen. Die hier dokumentierten Lücken im Wissen um Gründe für und Effekte von Internet-induzierter politischer Beteiligung sind dafür nur ein Grund. Darüber hinaus ist nicht davon auszugehen, dass sich der Reformdruck auf repräsentative Demokratie in absehbarer Zeit verringern wird. Die Erfahrungen der letzten dreißig Jahre lassen erwarten, dass die weiter zunehmende technische Vernetzung auch in Zukunft als eine wichtige Möglichkeit zur Adressierung dieser Probleme in Betracht kommt. Nicht zuletzt geht die Entwicklung der Technologie derart schnell vonstatten, dass auch bereits bestehende Erkenntnisse immer wieder anhand der neuen Möglichkeiten überprüft werden müssen. Allerdings lassen die hier angedeuteten Erklärungen für die bisher eher moderaten Online-Effekte es plausibel erscheinen, dass der technische Wandel auch in Zukunft nicht zu dramatischen Veränderungen der politischen Partizipation führen wird. Stattdessen werden mit ihm graduelle – aber nicht notwendigerweise weniger nachhaltige – Veränderungen verbunden sein.
Download des Aufsatzes (pdf) hier: http://www.analyse-und-kritik.net/Dateien/AusgID1_ak_escher_2013.pdf