Grenzüberschreitende Dialoge Deutschland-Frankreich
Im Rahmen einer Reihe von Bürgerdialogen zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit will die Landesregierung Baden-Württemberg die guten nachbarschaftlichen Beziehungen zu Frankreich weiterentwickeln und vertiefen.
„Die heutige Dialogveranstaltung fand statt mit über 80 Bürgerinnen und Bürgern aus Breisach am Rhein und mit ihren Nachbarinnen und Nachbarn aus den französischen Gemeinden (Biesheim, Vogelgrun, Widensolen, Volgelsheim, Neuf-Brisach und Algolsheim). Gemeinsam tauschten sie sich über ihre Sicht auf das deutsch-französische Verhältnis in der Grenzregion aus. Für diesen grenzüberschreitenden Dialog, der in dieser Form erstmalig am Oberrhein durchgeführt wurde, wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer per Zufall aus dem Melderegister ausgewählt. Die Diskussionsschwerpunkte des grenzüberschreitenden Dialogs wurden frei von den Bürgerinnen und Bürgern bestimmt. Daraufhin tauschten sich Gruppen intensiv miteinander darüber aus, was sie in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit beschäftigt, was sie an ihr schätzen oder auch darüber, was sie stört. (…) Die Ergebnisse der Dialogveranstaltungen fließen in das zukünftige Arbeitsprogramm der Landesregierung zur Kooperation mit Frankreich sowie in die Europa-Politik des Landes ein. Neben Breisach am Rhein werden noch zwei weitere Dialoge in Baden-Baden (20. Mai 2017) und Kehl (1. Juli 2017) stattfinden. Auch hierfür werden Einwohnerinnen und Einwohner beidseits der Grenze zufällig ausgewählt und eingeladen.“
Hier ein Veranstaltungsbericht:
Gut vier Stunden Dialog für fünf Themenkomplexe – das war der grobe Rahmen der Veranstaltung. Im Vorfeld des Termins hatte man nach dem Zufallsprinzip 1000 Bürger aus Breisach sowie 300 Bürger aus sechs Gemeinden auf der gegenüberliegenden Rheinseite angeschrieben, von denen letztlich 87 (17 von ihnen aus Frankreich) ins Hotels Stadt Breisach gekommen waren. Dort wurden sie von der Staatsrätin für Bürgerbeteiligung und Zivilgesellschaft, Gisela Erler, und Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer begrüßt, und von einer Moderationsagentur aus Freiburg ins Programm eingeführt. (…)
In Arbeitsgruppen – und einer dazwischen pendelnden Staatsrätin – ging es um Wünsche und Widrigkeiten. Als unzureichend empfunden wurde die infrastrukturelle Verbindung von Hüben und Drüben. Bessere Radwege werden ebenso gewünscht wie ein enger getakteter öffentlicher Nahverkehr samt grenzüberschreitend nutzbaren Fahrkarten. Weitere Ziele könnten ein grenznahes Einkaufszentrum sowie eine zweite Rheinbrücke für Radfahrer und Fußgänger sein. Es könnten Veranstaltungen beidseits des Rheins beworben werden, Amtsblätter enger kooperieren. Mehr Miteinander wäre auf dem Arbeitsmarkt, etwa durch einen gemeinsamen Gewerbepark, aber auch durch Entbürokratisierung und Anpassung der unterschiedlichen Rechtslage wünschenswert. Rente und Steuern einheitlich zu regeln, wurde gefordert. In Sachen Sicherheit sollte die Polizei enger zusammenarbeiten, für die Freizeit Angebote für Familien auf beiden Rheinseiten erdacht werden. Zu Fessenheim wurde überlegt, die nach einer Stilllegung des Atomkraftwerks fehlenden Arbeitsplätze auf deutscher Seite zu schaffen. Großes Thema war die Verständigung. Neben Französisch- beziehungsweise Deutschunterricht in der Grundschule solle auf zwangloses Sprechen etwa im Sprach-Tandem gesetzt werden. „Ich fand’s genial“, fasste ein Teilnehmer zusammen.
Quelle: http://www.badische-zeitung.de/breisach/nachdenken-ueber-deutsch-franzoesisches–136530755.html
Mehr dazu in einem Veranstaltungsbericht des Veranstalters: http://beteiligungsportal.baden-wuerttemberg.de/de/informieren/beteiligungsprojekte-der-landesregierung/zusammenleben-am-rhein/