Bürgerbeteiligung in der Stadtentwicklung und im Wohnungsbau
In welchem Maße und Umfang sowie in welchen Formen erfolgreiche Wohnungsbauprojekte von einer ausführlichen Bürgerbeteiligung begleitet und intensiv in die Integrierte Stadtentwicklung eingebunden werden, beleuchtet eine Studie von Gerhard Kienast und Uwe Altrock im Auftrag des vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung. Grundlage sind ein systematisches Screening von weit mehr als 150 größeren Wohnungsbauprojekten in bundesdeutschen Großstädten aus den letzten zehn Jahren sowie verschiedene vertiefende Fallstudien von erfolgreichen Wohnungsbauprojekten in mehreren deutschen Städten.
Die heutigen Formen von Innenentwicklung und Wohnungsbau finden überwiegend nicht mehr auf der „grünen Wiese“ statt, sondern ebenfalls „im Bestand“, mitten in der bewohnten Stadt, auf wilden Spielplätzen und ungenutzten Freiflächen, umgewidmeten Stadtbrachen oder unbebauten Nachbargrundstücken. Es handelt sich dabei in der Regel um Flächen, auf denen nicht nur vielfältige Eigentümer- und nachbarschaftliche Einzelinteressen, sondern zudem noch eine Vielzahl von Gemeinwohlansprüchen der Kommunen lasten. Vor diesem Hintergrund stellt die Innenentwicklung eine Aufgabe mit neuen Rahmenbedingungen dar und hat folglich in den Städten unterschiedlichste Beteiligungsstrategien hervorgerufen. So waren auf der einen Seite manche Städte bestrebt, nur den dringenden Wohnungsbau in den Vordergrund zu rücken und eine weitreichende Bürgerbeteiligung jenseits von „informieren und mitnehmen“ abzulehnen. Begründet wurde dies vor allem damit, dass es beim Wohnungsneubau keine direkten „Betroffenen“ wie bei der Stadterneuerung gibt, sondern nur den noch unbekannten späteren Nutzer. Gerne wurde dabei, z.B. des Öfteren in Berlin, auch der politischen Sorge Ausdruck verliehen, dass der Neubau durch Proteste und Klagen womöglich zum Erliegen käme, würde man die Bürger intensiv beteiligen und vor allem die nachbarschaftlichen Interessen einbeziehen. Auf der anderen Seite gab es auch viele Städte, die im Zuge einer kontinuierlichen Bürgerbeteiligung zunächst die Entwicklung des Stadtteils in den Vordergrund gestellt und die Bürger vorab in eine integrierte Rahmenplanung eingebunden haben. Erst nachdem auf der Ebene der Gesamtstadt oder des Stadtteils eine Klärung der Gemeinwohlinteressen und Rahmenbedingungen erfolgt ist, wenden sie sich, in der Regel ebenfalls zusammen mit den erneut beteiligten Bürgern, der Konkretisierung und der rechtlichen Fixierung der Neubauvorhaben zu.
Download der Studie hier: https://www.vhw.de/fileadmin/user_upload/08_publikationen/vhw-schriftenreihe-tagungsband/PDFs/vhw_Schriftenreihe_Nr._8.pdf