Think-Tank für Partizipation
Einen Aufruf zur Gründung eines Think-Tanks für Partizipation hat Jörg Sommer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Umweltstiftung, gestartet.
(Wir brauchen) einen unabhängigen Think-Tank, der die Perspektiven von Partizipation auslotet und in gesellschaftlich praktikable Vorschläge übersetzt, der politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger berät, der gute Beteiligungspraxis evaluiert, der vorhandenes Know-How zusammenträgt und auch für Laien verständlich macht, der für gute Partizipation in all ihren Facetten begeistert. Ein solcher Think-Tank, ein solches Institut sollte unabhängig sein, kompetent, aber nicht nur akademisch orientiert, es sollte sich advokativ für bessere, vielfältigere, für mehr Partizipation einsetzen – und das in allen gesellschaftlichen Bereichen. (…) „Ich konnte in den letzten Monaten dazu viele Gespräche mit Akteuren in der Beteiligungsszene und in der Politik führen. Mein Eindruck ist: Die Zeit ist reif, die Politik aber noch nicht Willens, die Initiative zu ergreifen. Und das ist gut so. (…) Wir sprechen hier nicht über irgendein politisches Fachthema, wir sprechen über Partizipation. Wesen von Partizipation ist aber, dass sie eben nicht von oben vorherbestimmt stattfinden kann, sondern von den Impulsen Vieler lebt. Einen Think-Tank für Partizipation sollte man nicht durch die Politik „von oben“ inthronisieren. Er muss sich von unten entwickeln, organisch wachsen, politisch unabhängig bleiben. Nur so kann er nachhaltig wirken. Ich habe für mich persönlich entschieden, mich im kommenden Jahr intensiv dem Aufbau eines solchen Think-Tanks zu widmen, gemeinsam mit einigen Mitstreitern aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.“
Das Interview mit dem Aufruf und die Möglichkeit, sich als Mitstreiter zu melden, gibt es hier: http://www.bblog.de/joerg-sommer-mehr-partizipation-denken/
Hier mein Kommentar dazu:
Wer sich – wie ich – dem Ziel verschrieben hat, in Deutschland eine Bürgerbeteiligungskultur zu etablieren, kann Mitglied in schlagkräftigen NGOs werden, die politische Lobbyarbeit leisten. Er kann sich Netzwerken anschließen, die Erfahrungswissen bündeln. Er kann die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Forschungsinstituten und Stiftungen nutzen. Aber all das reichte bisher nicht aus, um eine Beteiligungskultur zu etablieren, die sich durch Dauerhaftigkeit auszeichnet und nicht vom Zeitgeist, kurzfristigen medialen Hypes und vermeintlichen politischen Erfordernissen abhängig ist.
In einem Thinktank, der als unabhängige Koordinierungsstelle eine langfristig angelegte Beschäftigung mit Theorie und Praxis der Bürgerbeteiligung gewährleistet, sehe ich einen neuen Akteur, der der öffentlichen Diskussion um mehr politische Partizipation zusätzlichen Auftrieb verleihen kann. Das gilt um so mehr, wenn es ihm gelingt, erfolgreich für die Durchführung von und für die Mitarbeit in Bürgerbeteiligungsprojekten zu werben.
Gerne arbeite ich daran persönlich mit und stelle die Ressourcen meines Bürgerbeteiligungs-Blog partizipendium.de dafür zur Verfügung.