Beteiligung an Gemeindeversammlungen
Wer nimmt an Gemeindeversammlungen in der Schweiz teil – und wer nicht? Gibt es soziodemographische Unterschiede? Wie könnte die Teilnehmebereitschaft gesteigert werden? Diesen und anderen Fragen geht eine repräsentativen Befragung von Stimmberechtigten in der Gemeinde Richterswil (Kanton Zürich) nach, die Alexander Haus, Philippe E. Rochat und Daniel Kübler 2016 durchgeführt haben.
Stimmberechtigte, welche an Gemeindeversammlungen teilnehmen, sind älter und länger in der Gemeinde wohnhaft, fühlen sich stärker mit der Gemeinde verbunden, sind häufiger aktive Mitglieder in lokalen Vereinen, interessieren sich stärker für die Gemeindepolitik und beteiligen sich auch häufiger an Urnenabstimmungen. Hinsichtlich Geschlecht, Ausbildung, Erwerbsstatus und Einkommen unterscheiden sie sich jedoch nicht vom Rest der Stimmbevölkerung. Auch das politische Profil der Stimmberechtigten, die sich regelmässig an Gemeindeversammlungen beteiligen, unterscheidet sich nicht vom Rest der Stimmbevölkerung. Hinweise auf eine politische Entfremdung derjenigen, die nicht an Gemeindeversammlungen teilnehmen, gibt es keine. Insgesamt geniesst das Versammlungssystem eine hohe Zustimmung. Auswirkungen auf die Beteiligung hat hingegen die konkrete Ausgestaltung der Gemeindeversammlungen . Neben Thema, Dauer und Wochentag ist auch die Information durch die Behörden wichtig. Die aktuelle Richterswiler Praxis einer im Vorfeld an alle Haushalte verschickten
Einladung mit Weisungsheft wird von den Befragten bevorzugt. Die Ergebnisse unserer Studie legen nahe, von Geschenken zur Steigerung der Beteiligung an Gemeindeversammlungen abzusehen. Solche Geschenke können keine zusätzlichen Stimmberechtigten zur Beteiligung animieren. Dagegen fühlen sich diejenigen, die sich bereits heute regelmässig beteiligen, durch materielle Anreize vor den Kopf gestossen und würden den Versammlungen dann eher fernbleiben.
Download der Studie hier: https://www.zdaarau.ch/dokumente/SB-08-Richterswil-ZDA.pdf