Partizipation in einer digitalen Epoche
Der digitale Raum erhält eine immer wichtigere Rolle für die Erklärung von Aktivismus und Protest. Doch inwieweit kann ein ausschließlich virtueller Aktivismus die Zukunft einer deliberativen Demokratie sein? Welchen Stellenwert nimmt Aktivismus und Protest im analogen Zusammenleben einer Gesellschaft ein, der Abseits des Surfens im Netz auf der heimischen Couch stattfindet? Diesen Fragen geht Markus Cammerzell in einem Student Paper nach.
Der isolierte Blick auf das Internet allein kann keine Antwort auf die Frage geben, warum aus einem Hashtag eine global agierende soziale Bewegung wird, die jeden Freitag in den Metropolen dieser Erde auf die Straßen geht. Es braucht mehr als das. Konnektivität als wirkliche und alleinstehende Alternative zu klassischen kollektiven Formen der Partizipation zu betrachten, scheint nicht in die Realität übertragbar zu sein. Zum einen besitzt die soziale Komponente des Protestes ein hohes Gewicht. Es ist nicht stets der rein rational denkende Mensch, der seinen Aktivismus an einer reinen Kosten-Nutzen-Logik ausrichtet, sondern durch eine Haltung auf die Straße getrieben wird. Die digitale Sphäre ist eben nicht ausschließlich transparent und ermöglichend, sondern eben auch von den großen Plattformökonom:innen unserer Zeit durchreguliert und handlungsstrukturierend. Und der digitale Raum besitzt eben nicht die soziale Durchmischung und die Möglichkeiten für digitale Partizipation in allen Alters- und Gesellschaftsschichten, die ihm oftmals nachgesagt werden. Die eingangs aufgeworfene Fragestellung konnte mit ersten stützenden Indikationen untermauert werden und aufzeigen, dass es in Zeiten von hybriden Gesellschaften, die sich sowohl aus dem digitalen als auch aus dem analogen Raum speisen, kein entweder oder geben darf.
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